Recht und Gesetz

Katzenrecht

Wer füttert ist der Halter?

von | 23. Dezember 2022

Sie sind eine tier­lie­ben­de Pri­vat­per­son oder ein Tier­schutz­ver­ein.  Wenn Sie frei­le­ben­de Kat­zen füt­tern, sind Sie dann de­ren Hal­ter und da­mit für die­se Streu­ner verantwortlich?

Katzen- FutterstelleDie gute Nach­richt gleich vor­weg: Sie kön­nen be­ru­higt sein. Wenn Sie frei­le­ben­de Kat­zen füt­tern, dann über­neh­men Sie in der Re­gel¹ le­dig­lich die amt­li­che Ver­sor­gung von ver­lo­re­nen, zu­rück­ge­las­se­nen oder aus­ge­setz­ten Haus­tie­ren, oder de­ren Nach­kom­men. Zu­stän­dig für die­se Tie­re sind je­doch von Amts we­gen die Kommunen.

Hier­zu ha­ben wir be­reits vor ei­ni­ger Zeit die Grund­la­gen er­klärt. Da die frei­le­ben­den Kat­zen dem Fund­recht un­ter­lie­gen, steht die Kom­mu­ne in der Ver­ant­wor­tung. Im fol­gen­den Kas­ten fin­den Sie die Kern­aus­sa­ge hier­zu und den Link zu wei­te­ren Informationen.

Herrenlos? Gibt es nicht!

Ein ver­wil­der­tes Haus­tier ohne fest­stell­ba­ren Be­sit­zer un­ter­liegt dem Fund­recht. Es ist nicht als her­ren­los zu be­han­deln, weil die Auf­ga­be des Ei­gen­tums durch Be­sitz­auf­ga­be ge­gen das Ver­bot ver­stößt, ein in mensch­li­cher Ob­hut ge­hal­te­nes Tier aus­zu­set­zen, um sich sei­ner zu ent­le­di­gen (§ 3 Nr. 3 TierSchG).

Le­sen Sie die De­tails im Ar­ti­kel.

Grundlagenwissen: Halter und Betreuer

Hal­ter- und Be­treu­ungs­ei­gen­schaf­ten ent­ste­hen erst, wenn eine Be­stim­mungs­macht über die Le­bens­be­din­gun­gen (Be­treu­ung, Pfle­ge und Be­auf­sich­ti­gung) des Tie­res aus­ge­übt wird. Auch die Be­fug­nis, we­sent­li­che Ent­schei­dun­gen über das Tier zu tref­fen, muss die­ser Per­son zu­ste­hen. Hier­zu ist eine Auf­nah­me des Tie­res in den un­mit­tel­ba­ren Le­bens­mit­tel­punkt und der da­mit ver­bun­de­nen Auf­nah­me in das ei­ge­ne Wohn­um­feld erforderlich.

Aus der Ver­sor­gung von frei le­ben­den Kat­zen au­ßer­halb des ei­ge­nen Wohn­um­fel­des, auch über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum, kann die all­ge­mei­ne Zu­stän­dig­keits­ver­pflich­tung der ver­sor­gen­den Per­son nicht ab­ge­lei­tet werden.

Wer behauptet das?

Wor­auf ba­siert nun eine sol­che Ein­schät­zung? Man­che Kom­mu­ne wird das viel­leicht völ­lig an­ders se­hen — weil eben auch Fol­gen für sie ent­ste­hen, die nicht ge­wünscht sind. Da könn­te ja je­der kom­men und ir­gend et­waas be­haup­ten, oder?

Nun, das Pro­blem ist nicht neu: Häu­fig sind Be­grif­fe im Ge­set­zes­text nicht zu 100% ein­deu­tig, oft tau­chen auch neue Sach­ver­hal­te auf, die im Rah­men ei­nes be­stehen­den Ge­set­zes ein­ge­ord­net wer­den müs­sen. Hier­zu gibt es fach­kun­di­ge Kom­men­tie­run­gen, meist di­cke Wäl­zer, in de­nen Fach­leu­te ver­schie­dens­te Le­bens­sach­ver­hal­te be­leuch­ten und recht­lich Einordnen.

Zu un­se­rem hier be­han­del­ten The­ma kann man im Kom­men­tar zum Tier­schutz­ge­set­z¹ fol­gen­des finden:

Kei­ne Hal­ter­stel­lung (und auch kei­ne Be­treu­er­stel­lung iS von § 2 Nr. 1) er­wirbt, wer lang­zei­tig Vö­gel oder Wild „be­treut“ und durch Fut­ter an­lockt; wer ei­nen Nist­kas­ten an­bringt oder ei­nen Über­win­te­rungs­platz für ei­nen Igel im Frei­en ein­rich­tet; wer ver­wil­der­te und frei le­ben­de Kat­zen au­ßer­halb des Hau­ses füt­tert (vgl. VG Aa­chen, Urt. v. 29. 12. 2009, 6 K2135/08; eine Be­treu­er­stel­lung kann da­ge­gen ent­ste­hen bei „Auf­neh­men und Füt­tern von Tie­ren in Räu­men ei­nes Hau­ses und sei­ner Nebengebäude“).

Die­se Kom­men­tie­rung ist be­zo­gen auf § 2 Tier­schutz­ge­setz („Wer ein Tier hält, be­treut oder zu be­treu­en hat …“), und klärt die Be­deu­tung der Be­grif­fe Hal­ter, Be­treu­er und Betreuungspflichtiger.

Sol­che Ein­schät­zun­gen in Kom­men­ta­ren wer­den ge­nutzt von den Ge­rich­ten und an­de­ren Stel­len, die recht­li­che Be­lan­ge be­rück­sich­ti­gen müssen.

Fazit

Wenn Pri­vat­per­so­nen oder ein Ver­ein Fut­ter­stel­len für frei­le­ben­de Kat­zen un­ter­hal­ten, macht es sie also nicht zum Hal­ter die­ser Tie­re. Eine recht­li­che Ver­pflich­tung kann aus dem Füt­tern nicht entstehen. 

Viel­mehr über­neh­men sie da­mit eine  Auf­ga­be der Kom­mu­ne, die bei Kennt­nis frei­le­ben­der Kat­zen­grup­pen Ver­ant­wor­tung er­langt (Fund­tie­re!) und sich küm­mern muss. Für die Füt­te­rung sol­cher Grup­pen durch Tier­schüt­ze­rIn­nen soll­te also jede Kom­mu­ne dank­bar sein.

Des­halb ist auch jede Kom­mu­ne gut be­ra­ten, in der The­ma­tik der frei­le­ben­den Kat­zen mit den eh­ren­amt­lich en­ga­gier­ten Kat­zen­schüt­ze­rIn­nen zu­sam­men­zu­ar­bei­ten, um das Elend in den Griff zu bekommen.


¹ Wenn Sie eine frem­de Kat­ze al­ler­dings in Ih­rem Haus ver­kös­ti­gen, die­se auf Ih­rem Sofa schlum­mert und Fa­mi­li­en­an­schluss be­kommt, dann ent­steht ohne Zwei­fel eine Ver­ant­wor­tung für das Tier.

² Hirt, Al­muth; Maisack, Chris­toph; Mo­ritz, Jo­han­na: Tier­schutz­ge­setz; Kom­men­tar. Mün­chen, Ver­lag Franz Vah­len, 2016

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