Wie ihr vielleicht gelesen habt, sichere ich ehrenamtlich Streunerkatzen. Schnell lernte ich, dass dafür eine grundlegende Ausrüstung notwendig ist. Im Laufe der Zeit kam immer mehr Erfahrung dazu. Ich fühlte mich für alle Fälle bestens vorbereitet — dachte ich zumindest.
„Der Katze geht’s so schlecht, die kann man mal eben so einpacken.“ Diesen Satz höre ich in verschiedenster Formulierung immer wieder. Die Einschätzung widerspricht allerdings der Erfahrung. Was passiert, wenn die kranke Katze in Panik gerät?
Die wichtigste Regel beim Einfangen der Katzen ist: Sicherheit für alle Beteiligten. Deshalb ist es keine gute Idee, eine vermeintlich lethargische Katze einfach mal zu greifen und in eine Transportbox zu stecken. Die Gründe sind nachvollziehbar:
- Die Katze
Auch kranke und apathisch wirkende Katzen werden super schnell munter, wenn ein Zweibeiner nach Ihnen greift. Versetzen wir uns einmal in die verwilderte Katze hinein, die keinen Menschen an sich heranlässt: Der Adrenalinschub ist nachvollziehbar, oder? - Der Mensch
Die eigene Gesundheit muss immer Vorrang haben! Eine Gefährdung von Leib oder gar Leben der Tierschützer darf nicht der Preis sein im Katzenschutz. Es besteht immer ein Risiko. Die Folgen einer Verletzung können gravierend sein. Das dürfen wir nie vergessen.
Die Lösungen sind einfach: Es gibt Lebendfallen und dicke, bissfeste Handschuhe. Wenn man Katzen fängt, sollte man diese Einsicht ganz früh haben — und sie beherzigen! Der Gedanke, dass es schon gut gehen wird (denn es ging bisher ja immer gut), ist ein Fehler. Aber wer ist schon frei von einer routinierten Sorglosigkeit, die sich manchmal unbemerkt einschleicht? Sie ahnen, dass ich aus eigener Erfahrung schreibe.
Seit kurzem besitze ich nun auch bissfeste Handschuhe. Vorher musste allerdings mein Daumen getackert werden. Aber so richtig …
Obwohl die Katze todkrank aussah, obwohl ich tatsächlich dicke Handschuhe trug und das Tier mit einem Kescher fing: Das kranke Streunerchen sammelte alle Reserven, entfesselte sich beim Umsetzen in die Box und schoss in meine Hand. Der Daumen steht ja naturgemäß etwas ab und das betrachtete der kleine Herr wohl als Anker. Er biss sich hinein, durch den Handschuh hindurch.
Ich hatte großes Glück und einen erfahrenen Chirurgen, sonst hätte mich das den Daumen kosten können — oder sogar eine lebensgefährliche Sepsis darüber hinaus. Katzenbisse gehören zu den infektiösesten Bissen überhaupt!
Ja, es ist den Umständen entsprechend nochmal gut gegangen, aber der Vorfall durfte natürlich nicht folgenlos bleiben: Nun habe ich meine bissfesten Handschuhe und trage sie.
Infektionsrate: über 50 %
„Katzenbisse sind wegen der spitzen Zähne der Katze und der Punktionsgefahr von Knochen besonders infektionsgefährdet, mit Infektionsraten bis über 50 Prozent.“
Wer diese Geschichte als Kleinigkeit abtun möchte, sollte sich die Fotos anschauen, die ich in zwei Wochen gemacht habe. Hauptdarsteller ist ein Daumen in verschiedenen Größen und Farben.
Trotz der bissfesten Handschuhe fange lieber mit der Lebendfalle, denn: Sicherheit geht vor. Das sehen Sie spätestens nach diesem Artikel auch so, oder? Bravo! Dafür gibt’s ein „Daumen hoch“!
Ich bin froh, dass das bei mir noch mit beiden funktioniert.