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Hilft der Abschuss von Hauskatzen?

von | 25. Januar 2025

Der Ab­schuss von Haus­kat­zen hilft we­der dem Ar­ten­schutz, noch wird da­durch das Leid ob­hut­lo­ser Kat­zen nach­hal­tig ver­rin­gert. Es gibt auch kei­ne Re­ge­lung, die es ver­bie­tet, Haus­kat­zen in den un­kon­trol­lier­ten Frei­gang zu las­sen. Trotz­dem wer­den je­des Jahr vie­le Kat­zen er­schos­sen, weil sie an­geb­lich wildern.

Eine ge­naue Zahl, wie vie­le Haus­kat­zen ge­schos­sen wer­den, ist nicht zu er­mit­teln, da das Jagd­recht die Do­ku­men­ta­ti­on für er­schos­se­ne Haus­tie­re nicht ver­langt – dies sei zu­viel Bürokratie.

Die Ziel­set­zun­gen des Tier­schut­zes und der Jä­ge­rei un­ter­schei­den sich: Die ei­nen wol­len durch Un­frucht­bar­ma­chung die Po­pu­la­tio­nen ob­hut­lo­ser Kat­zen auf Dau­er nach­hal­tig kon­trol­lier­bar ma­chen, also re­du­zie­ren. Die an­de­ren wol­len durch die Ab­schüs­se von Kat­zen an­geb­lich Wild­tie­re schützen.

„In Be­zug auf Kat­zen lässt sich näm­lich fest­hal­ten, dass sie zwar an­de­re Tie­re ge­fähr­den, bei die­sen Tie­ren han­delt es sich aber ganz über­wie­gend um sol­che Tier­ar­ten, die nicht als „Wild“ im Sin­ne des Jagd­rech­tes ein­zu­stu­fen sind. Ma­gen­in­halts-Un­ter­su­chun­gen aus den 1970er Jah­ren ha­ben z.B. er­ge­ben, dass sich auch ver­wil­der­te Kat­zen zu min­des­tens zwei Drit­teln von Na­gern (Mäu­se, Rat­ten), oder aber auch von Sing­vö­geln er­näh­ren. […] Das Glei­che gilt für Rep­ti­li­en. Als jagd­ba­re Tier­ar­ten, die im Früh­sta­di­um durch Kat­zen ge­fähr­det wer­den kön­nen, ver­blei­ben nach die­sen Un­ter­su­chun­gen da­her prak­tisch nur das Wild­ka­nin­chen und (mit ei­nem höchst ge­rin­gen Pro­zent­satz) der Feldhase.“

Quel­le: „Tö­tung von Haus­tie­ren im Rah­men des Jagdschutzes“
Deut­sche Ju­ris­ti­sche Ge­sell­schaft für Tier­recht e. V.

Kann der Abschuss von Hauskatzen helfen?

Situationsbetrachtung am Beispiel Schleswig-Holstein

Im Jahr 2024 wur­den im Rah­men der lan­des­wei­ten Kas­tra­ti­ons­ak­tio­nen ins­ge­samt 1.718 ob­hut­lo­se Kat­zen kas­triert. Jä­ger er­schos­sen zwi­schen April 2023 und März 2024 ins­ge­samt 2.580 Kat­zen - ob die­se Tie­re un­kas­triert wa­ren oder Be­sit­zer hat­ten, ist unklar.

 

Der Deut­sche Tier­schutz­bund be­rich­tet, dass in fünf Bun­des­län­dern (Hes­sen, Nord­rhein-West­fa­len, Schles­wig-Hol­stein, Ham­burg und Saar­land) zwi­schen 2007 und 2022 fast 160.000 Kat­zen ge­tö­tet wurden.

PETA Deutsch­land schätzt die Zahl der in Deutsch­land ge­tö­te­ten Kat­zen auf etwa 200.000 Tie­re pro Jahr.

In Schles­wig-Hol­stein kön­nen wir bei 2,95 Mil­lio­nen Ein­woh­nern und ei­ner über­wie­gend länd­li­chen Re­gi­on von ei­ner hal­ben Mil­li­on Haus­kat­zen mit Be­sit­zern aus­ge­hen, da­von gut 50.000 unkastriert.

Auf Grund der länd­li­chen Prä­gung kön­nen wir von ei­nem ho­hen An­teil an Frei­gän­ger­kat­zen aus­ge­hen. Des Wei­te­ren ge­hen wir von 60.000 ob­hut­lo­sen Kat­zen aus – laut Dau­men­re­gel zählt man eine ob­hut­lo­se Kat­ze pro un­ge­fähr 50 Einwohner.

Maßnahmen wirken nicht

Die Ab­schuss­zah­len der Jä­ger und die Kas­tra­ti­ons­zah­len zei­gen, dass die Maß­nah­men nur mi­ni­mal zur Kon­trol­le der Po­pu­la­tio­nen ob­hut­lo­ser Kat­zen bei­tra­gen kön­nen. Er­fah­re­ne Tier­schüt­zen­de wis­sen, dass Kas­tra­ti­ons­ak­tio­nen nur dann nach­hal­tig wir­ken, wenn nicht nach dem Gieß­kan­nen­prin­zip kas­triert wird, son­dern wenn die je­wei­li­gen Po­pu­la­tio­nen ge­zielt und voll­stän­dig an­ge­gan­gen wer­den und dann auch stän­dig un­ter wei­te­rer Be­ob­ach­tung stehen.

Die Stu­die des Mi­nis­te­ri­ums von Sach­sen-An­halt weisst zu­dem nach, was Tier­schüt­zen­de auch ohne gro­ße Stu­die wis­sen: Kas­tra­ti­ons­ak­tio­nen wir­ken nur dann dau­er­haft, wenn Kat­zen­hal­ter ihre Frei­gän­ger­kat­zen kon­se­quent kas­trie­ren lassen.

Durch die Kas­tra­ti­ons­kam­pa­gnen des Lan­des Schles­wig-Hol­stein wur­den in den ver­gan­ge­nen 10 Jah­ren 29.000 Kat­zen kas­triert. Um die Ver­meh­rung der un­kas­trier­ten 110.000 Haus­kat­zen in Schles­wig-Hol­stei­ner zu kon­trol­lie­ren, muss mehr ge­tan wer­den! Es müs­sen mög­lichst flä­chen­de­cken­de Kat­zen­schutz­ver­ord­nun­gen er­las­sen werden!

Die Jä­ge­rei hat eine star­ke Lob­by: Statt Haus­kat­zen zu tö­ten, soll­ten Jä­ge­rIn­nen ih­ren Ein­fluss für Kat­zen­schutz­ver­ord­nun­gen und für mehr Kas­tra­ti­ons­för­der­gel­der nutzen.

 

So­lan­ge wei­ter­hin jähr­lich vie­le Reb­hüh­ner ge­schos­sen wer­den, ob­wohl sie auf der Ro­ten Lis­te ste­hen, ist die Ar­gu­men­ta­ti­on „Wild­tier­schutz“ für das Tun der Jä­ger un­glaub­wür­dig. Die­se Vö­gel sind üb­ri­gens auch des­halb ge­fähr­det, weil sie ge­jagt werden.

Frei­lau­fen­de Kat­zen fan­gen haupt­säch­lich Mäu­se, des­we­gen wur­den sie do­mes­ti­ziert und auch heu­te noch ger­ne auf Bau­ern­hö­fen „ge­hal­ten“. Al­ler­dings ge­hö­ren auch Sing­vö­gel und Am­phi­bi­en zu den Beu­te­tie­ren der Kat­zen – laut ei­ner Un­ter­su­chung von Ma­gen­in­hal­ten sind die­se Tie­re aber in der Minderzahl.

Die­se Tie­re sind aber im Sin­ne des Jagd­rechts kei­ne Wild­tie­re. Also wel­ches Wild möch­te die Jä­ger­schaft mit dem Ab­schuss von Haus­kat­zen schüt­zen? Um eine Ver­paa­rung von Wild­kat­zen mit Haus­kat­zen zu ver­hin­dern, reicht es, sich für die Kas­tra­ti­on von Frei­gän­ger­kat­zen einzusetzen.

So­lan­ge es kei­ne Re­ge­lung gibt, die den Frei­gang von Haus­kat­zen grund­sätz­lich re­gle­men­tiert, ist der Ab­schuss von Haus­kat­zen we­der recht­lich nach­voll­zieh­bar noch ethisch ver­tret­bar. Auch ein nach­hal­ti­ger Schutz von Wild­tie­ren ist durch den Ab­schuss von Haus­kat­zen nicht nachgewiesen.

Eine nach­hal­ti­ge Re­duk­ti­on ob­hut­lo­ser Haus­kat­zen kann nur durch kon­se­quen­tes Kas­trie­ren von Frei­gän­ger­kat­zen er­reicht wer­den. Da­für brau­chen wir flä­chen­de­ckend Ver­ord­nun­gen, die die Kas­tra­ti­on von Frei­gän­ger­kat­zen verlangt.

Lest hier das In­ter­view von Pet­BOOK mit dem Prä­si­den­ten des Deut­schen Jagd­ver­bands über den Ab­schuss von Hauskatzen.

Die Deut­sche Ju­ris­ti­sche Ge­sell­schaft für Tier­schutz­recht hat ei­nen Auf­satz ge­schrie­ben: Tö­ten von Haus­tie­ren im Rah­men des Jagdschutzes.

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