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OB-Wahlen: Zwischenergebnis aus Mannheim

Besser nichts machen!

von | 25. Mai 2023

Warnung

In die­sem Ar­ti­kel zei­gen wir aus­nahms­wei­se Fo­tos von frei­le­ben­den Kat­zen in teils grau­en­haf­tem Zu­stand. Die­se Auf­nah­men, die alle aus Mann­heim stam­men, sind nicht für Kin­der und nur be­dingt für zar­te Ge­mü­ter ge­eig­net. Erst bei Maus­kon­takt mit den zu­erst un­scharf dar­ge­stell­ten Fo­tos wer­den sie angezeigt.

Ers­te Er­geb­nis­se un­se­rer Um­fra­ge bei den Mann­hei­mer OB-Kan­di­da­tIn­nen deu­ten sich an. Das ist von mir be­wusst vor­sich­tig for­mu­liert — und so ver­hal­ten sich wohl auch die Kan­di­da­tIn­nen. Der Ein­druck ver­dich­tet sich: Bes­ser nichts falsch ma­chen, viel­leicht so­gar bes­ser gar nichts ma­chen, denn es könn­te Stim­men kosten.

Ich könn­te mitt­ler­wei­le über eine hand­voll Ne­ben­ge­schich­ten zu un­se­rer Um­fra­ge­ak­ti­on schrei­ben, man­che da­von sind mehr, man­che we­ni­ger in­ter­es­sant. Die hebe ich mir aber bes­ser für spä­ter auf. Hier und jetzt soll es — drei­ein­halb Wo­chen vor der Wahl — um po­li­ti­sche Be­find­lich­kei­ten ge­hen. Doch zuerst:

Die gute Nachricht

Der Ver­hin­de­rer ei­ner „ech­ten“ Katzen­schutz­ver­ord­nung, SPD-Ober­bür­ger­meis­ter Kurz, der mit ei­ner lei­sen Dro­hung ei­nes Ve­tos den ge­sam­ten Mann­hei­mer Stadt­rat „auf Li­nie“ brach­te, tritt nicht mehr an. Ob sich da­durch et­was zum Po­si­ti­ven be­we­gen wird? Viel­leicht wird al­les beim Al­ten blei­ben, weil das Kur­z’­sche Netz­werk gut ge­spannt ist?

Katzenleid in Mannheim: Schönau, 2023

Katzenleid in Mannheim: Schönau, 2023

Die schlechten Nachrichten

Dass al­les beim al­ten bleibt, ist tat­säch­lich zu be­fürch­ten, wie beim letz­ten Run­den Tisch zum The­ma Kat­zen­schutz zu be­ob­ach­ten war. Peer-Kai Schel­len­ber­ger (Ab­tei­lungs­lei­tung des Fach­be­reichs Si­cher­heit und Ord­nung) saß der On­line-Run­de vor. Sei­ne Vor­stel­lung von die­ser Ver­an­stal­tung war, dass di­ver­se Ein­zel­fäl­le durch­ge­kaut werden.

Das ist eine klu­ge Stra­te­gie, wenn man statt grund­le­gen­der Fort­schrit­te die Teil­neh­me­rIn­nen mit end­lo­sen De­tails in ei­nen schläf­ri­gen Däm­mer­zu­stand ver­set­zen will. Und die­se Stra­te­gie war weit­ge­hend erfolgreich.

Katzenleid in Mannheim: Seckenheim, 2021

Katzenleid in Mannheim: Seckenheim, 2021

Al­ler­dings: Es gab im­mer­hin ei­nen span­nen­den Mo­ment. Kurz­zei­tig er­dreis­te­te ich mich, aus dem Ei­ner­lei aus­zu­bre­chen und stell­te die PfdK-Po­si­ti­on dar. Da­bei lag mein Schwer­punkt dar­auf, dass die schwe­ren recht­li­chen Be­den­ken, die der am­tie­ren­de Ober­bür­ger­meis­ter Kurz ge­gen die Ein­füh­rung ei­ner Kas­tra­ti­ons­pflicht für Frei­gän­ger stets an­bringt, von mehr als 40 Kom­mu­nen in Ba­den-Würt­tem­berg nicht ge­teilt würden.

Schel­len­ber­ger war et­was ver­un­si­chert und stell­te die — wohl eher rhe­to­risch ge­dach­te — Fra­ge, war­um man denn in Mann­heim kei­ne „ech­te“ Katzen­schutz­ver­ord­nung er­lies­se, wenn die recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen vor­lä­gen. Wenn das al­les so klar wäre, so Schel­len­ber­ger, dann hät­te man doch längst eine Kastrationspflicht!

Ich mel­de­te mich, um eine wohl eben­so un­er­war­te­te wie un­er­wünsch­te Ant­wort zu ge­ben, die ich hier kurz zusammenfasse:

Mei­ner Über­zeu­gung nach — und die ba­siert auf der Er­fah­rung in vie­len Kat­zen­schutz­pro­jek­ten, die ich be­glei­tet habe — ha­ben Po­li­ti­ker­Innen häu­fig ein­fach kein In­ter­es­se an ei­ner sol­chen Ver­ord­nung, weil sie da­mit ihre Kli­en­tel vor den Kopf stie­ßen. Recht­li­che Be­den­ken wer­den ger­ne vor­ge­scho­ben — aber nie sub­stan­ti­iert begründet.

 

Die Ein­füh­rung ei­ner Katzen­schutz­ver­ord­nung be­deu­tet je­doch, dass jahr­zehn­te­lan­ge Ge­wohn­hei­ten ge­än­dert wer­den müs­sen. Ehr­ba­re Par­tei­gän­ge­rIn­nen sol­len ihre Frei­gän­ger­kat­zen plötz­lich kas­trie­ren las­sen, an­statt sie wie ge­wohnt zu er­säu­fen? So et­was kommt bei ei­ner kon­ser­va­ti­ven An­hän­ger­schaft nicht gut an. Na­tür­lich wird von den ver­ant­wort­lichen Po­li­ti­ker­Innen be­fürch­tet, dass eine Katzen­schutz­ver­ord­nung bei der nächs­ten Wahl zu Stim­men­ver­lus­ten füh­ren könnte!

Unvorstellbar!

Schel­len­ber­gers Po­si­ti­on zu mei­ner Ant­wort lag ir­gend­wo zwi­schen er­staunt und ent­rüs­tet. Er be­haup­te­te ernst­haft, dass er sich das nicht vor­stel­len kön­ne und es für Mann­heim auch kei­nes­falls zu­trä­fe. Na­tür­lich gin­ge es al­len Ver­ant­wort­lichen im­mer nur um das Tier­wohl. Po­li­ti­sches Tak­tie­ren gäbe es nicht, das kön­ne er versichern.

Mein im­mer noch durch die vie­len vor­an­ge­gan­ge­nen Kat­zen­fall-De­tails er­mat­te­tes Hirn kam auf nicht viel mehr als drei Ge­dan­ken zur Aus­sa­ge Schellenbergers:

  • Ist der Mann wirk­lich so blau­äu­gig, dass er sich kein Tak­tie­ren in der Po­li­tik vor­stel­len kann?
  • Ist eine Per­son als Ord­nungs­amts­lei­ter ge­eig­net, die ein­fachs­te po­li­ti­sche Über­le­gun­gen als nicht exis­tent einschätzt?
  • Soll­te Schel­len­ber­ger nicht bes­ser ei­nen VHS-Kurs „Schau­spiel für An­fän­ger“ be­le­gen? Die­se Auf­füh­rung war nun wirk­lich ein er­bärm­li­ches Trauerspiel.
Katzenleid in Mannheim: Hochstätt, 2022

Katzenleid in Mannheim: Hochstätt, 2022

Nun ste­hen in Mann­heim Wah­len an — und be­reits bei der Dis­kus­si­on im Jahr 2022, als man die un­taug­li­che Vor­la­ge dis­ku­tier­te, die dann im De­zem­ber be­schlos­sen wur­de, lag die kom­men­de Wahl be­reits sehr prä­sent in der Luft.

Längst war die Run­de wie­der zu­rück bei be­dau­er­li­chen Ein­zel­schick­sa­len, da dach­te ich er­schöpft: Wer ernst­haft be­haup­tet, dass po­li­tisch-tak­ti­sche Er­wä­gun­gen kei­ne Rol­le in dem Mann­hei­mer Kat­zen­dra­ma spiel­ten, dürf­te auch von der Exis­tenz von Ein­hör­nern über­zeugt sein. Ge­ra­de noch konn­te ich mir ver­knei­fen, ei­nen Run­den Tisch zum The­ma Ein­hör­ner anzuregen.

Hof­fen wir, dass die oder der neue OB fä­hi­ger sein wird und fä­hi­ge­re Leu­te in die Ver­wal­tung bringt. Und ge­nau da bin ich bei un­se­rer Um­fra­ge: Was dürf­te zu er­war­ten sein von den Kan­di­da­tIn­nen? Wer­den sie das wuppen?

Abwarten — und wählen

Der SPD-Kan­di­dat Tors­ten Rieh­le hat als zwei­ter auf un­se­re Fra­gen ge­ant­wor­tet. Es be­steht eine lei­se Hoff­nung. Aber eben nur eine lei­se, denn sei­ne Po­si­ti­on ist vage: Man wer­de im Som­mer prü­fen. Ein Veto — wie das sei­nes Par­tei­kol­le­gen Kurz — schließt er al­ler­dings aus.

Auch der CDU-Mann Chris­ti­an Specht hält sich eher be­deckt: „Ab­war­ten“, so sind sei­ne Zu­kunfts­aus­sich­ten in Sa­chen Kat­zen­kas­tra­ti­on. So ganz ne­ben­bei dis­qua­li­fi­ziert er sich al­ler­dings da­durch, dass er of­fen­sicht­lich den Un­ter­schied zwi­schen Frei­le­ben­den und Frei­gän­gern (im­mer noch) nicht be­grif­fen hat.

Tho­mas Bi­sch­off (Die Par­tei) will of­fen­bar eben­falls nichts falsch ma­chen und ant­wor­tet — ja, was ei­gent­lich? In­halt­lich sind sei­ne hin­ge­wor­fe­nen Bro­cken ab­so­lut ir­rele­vant. Sie sol­len aber wohl lus­tig wir­ken — was auf be­drü­cken­de Art miss­lingt, wenn man das un­säg­li­che Kat­zen­leid kennt.

Katzenleid in Mannheim: Mallau, 2022

Katzenleid in Mannheim: Mallau, 2022

Besser nichts machen!

Und die an­de­ren Kan­di­da­tIn­nen? Mehr als zwei Wo­chen spä­ter kommt von dort nichts. Ist das nun bes­ser als die va­gen Re­ak­tio­nen der uns vor­lie­gen­den Antworten?

Weil wir sorg­fäl­tig sind, ha­ben wir die Kan­di­da­tIn­nen, für die bis­her Schwei­gen die Ant­wort auf das Lei­den der Kat­zen war, noch­mal er­in­nert. Viel­leicht kön­nen wir so ja noch eine Aus­sa­ge be­kom­men, die der Po­si­ti­on „bes­ser nichts ma­chen“ et­was Sub­stan­ti­el­les ent­ge­gen setzt?

Meta

Bei vie­len Be­wer­bungs­ge­sprä­chen wird zu Recht auf Meta-Fä­hig­kei­ten der Kan­di­da­tIn­nen ge­ach­tet. Wenn wir un­se­re An­fra­ge als Teil der Be­wer­bung für die OB-Wahl se­hen, dann steht es schlecht um die­se Meta-Fä­hig­kei­ten des zu­künf­ti­gen Stadtoberhaupts:

Ent­we­der wird die oder der OB im Zweifel

  • The­men nach Gut­dün­ken ausblenden,
  • Kli­en­tel­po­li­tik statt Sach­po­li­tik be­vor­zu­gen oder
  • mög­lichst vage blei­ben, um kei­ne Po­si­ti­on be­zie­hen zu müssen.

Alle drei Va­ri­an­ten sind nichts, was man den Mann­hei­me­rIn­nen wün­schen mag.

Wäh­rend­des­sen lei­den und ster­ben die Kat­zen. Die di­ver­sen Be­rich­te dar­über wer­den von den ak­tu­ell Ver­ant­wort­lichen als „nicht aus­rei­chend“ eingestuft.

Es ist zu be­fürch­ten, dass das be­denk­li­che Ver­ständ­nis von Tier­schutz in Mann­heim, das in der Stadt seit Jah­ren herrscht, auch nach der Wahl fort­dau­ern wird.

Eklatanter Verstoß gegen Tierschutz durch die Stadt Mannheim

Den Ver­ant­wort­lichen sind die elen­di­gen Zu­stän­de, die die hier ge­zeig­ten Fo­tos be­le­gen, seit Jah­ren be­kannt. Die Fo­tos stel­len le­dig­lich ei­nen Bruch­teil der do­ku­men­tier­ten Fäl­le in Mann­heim dar.

Den Ver­ant­wort­lichen sind folg­lich auch die Um­stän­de be­kannt, un­ter de­nen vie­le frei­le­ben­de Kat­zen in Mann­heim le­ben und ster­ben. Mann­hei­mer Kat­zen­schüt­ze­rIn­nen be­kla­gen dies seit vie­len Jah­ren. Trotz­dem meint die Stadt nach wie vor, das Pro­blem lie­ße sich ohne eine Kas­tra­ti­ons­ver­ord­nung lösen.

Ge­gen­tei­li­ge Aus­sa­gen von Fach­leu­ten, wie bei­spiels­wei­se der ba­den-würt­tem­ber­gi­schen Tier­schutz­be­auf­trag­ten, wer­den von der Stadt kon­se­quent ignoriert.

Le­sen Sie mehr auf un­se­ren de­tail­lier­ten Sei­ten zur Fra­ge­ak­ti­on an die Mann­hei­mer OB-KandidatInnen:

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