Die­se Sei­te ge­hört zum Projekt
Frei­staat Sachsen

Begleitete Projekte

Wir begleiten lokale und regionale Projekte zur Einführung von Katzenschutzverordnungen.

Die Leipziger Streuner-Studie

Der Zusammenhang

Die­ser Ar­ti­kel en­stand im Rah­men un­se­rer Re­cher­chen zur Si­tua­ti­on in Sachsen.

Zur Ori­en­tie­rung

Wor­um geht es?
In Sach­sen hat der Land­tag im April 2023 den An­trag  ab­ge­lehnt, die Vor­aus­set­zun­gen für die Ein­füh­rung  ei­ner Katzen­schutz­ver­ord­nung nach § 13b TierSchG zu be­schlie­ßen. Die wich­tigs­te Grund­la­ge für die­se Ent­schei­dung ist die *Leip­zi­ger Streu­er-Stu­die aus dem Ja­nu­ar 2021.

Un­se­re Ein­schät­zung
Die Stu­die lie­fert nicht ei­nen An­halts­punkt, der ge­gen den Er­lass ei­ner Katzen­schutz­ver­ord­nung spricht. Im Ge­gen­teil: Sie lie­fert Nach­wei­se, dass Kas­tra­ti­ons­ak­tio­nen an frei­le­ben­den Kat­zen al­lei­ne nicht rei­chen, um de­ren Leid zu mindern.

In­hal­te die­ses Do­ku­ments
Wor­um es in die­sem Do­ku­ment nicht geht: Was wa­ren die tat­säch­li­chen Be­weg­grün­de des Land­tags, den An­trag abzulehnen?

Der An­trag war be­rech­tigt und ver­nünf­tig. Mit ei­ner Zu­stim­mung hät­ten die Vor­aus­set­zun­gen für die Ein­füh­rung ei­ner Katzen­schutz­ver­ord­nung ge­schaf­fen wer­den kön­nen, die be­reits in vie­len Kom­mu­nen Kat­zen­leid lin­dern hilft.

Wir be­trach­ten hier le­dig­lich die Aus­sa­gen der Stu­die und be­schäf­ti­gen uns mit den Schlußfolgerungen.

Los geh­t’s.

In­halts­ver­zeich­nis

1. Ab­schnitt
Be­legt die Stu­die ei­nen Er­folg, der die Ab­leh­nung ei­ner Katzen­schutz­ver­ord­nung rechtfertigt?

  • Was in der Stu­die steht
  • Un­se­re Schlußfolgerung

2. Ab­schnitt
Ele­men­ta­re Aus­sa­gen der Stu­die — kri­tisch überprüft

a) We­ni­ger Kas­tra­tio­nen — was folgt daraus?

b) Ge­sund­heits­zu­stand der Kat­zen: tat­säch­lich „un­kri­tisch“?

c) Die Er­kennt­nis­se aus der Studie

(1) Vorraus­set­zung für Katzen­schutz­ver­ord­nung nicht ge­ge­ben
(2) Kas­tra­ti­on der Frei­gän­ger­kat­zen wich­tig für Er­folg
(3) Zu­sam­men­ar­beit von Ver­wal­tung und Tier­schutz er­for­der­lich
(4) Gute Fut­ter­stel­len­be­treu­ung ist wich­tig
(5) Mo­ni­to­ring frei­le­ben­der Kat­zen sinnvoll

1. Abschnitt: Belegt die Studie einen Erfolg, der die Ablehnung einer Katzenschutzverordnung rechtfertigt?

Das Er­geb­nis der „Leip­zi­ger Stu­die“ wird im­mer wie­der als Be­leg da­für her­an­ge­zo­gen, dass eine Re­ge­lung zum Kat­zen­schutz auf Ba­sis von § 13b TierSchG in Sach­sen nicht not­wen­dig sei. Sie be­le­ge, dass die 30jährige Kas­tra­ti­ons­in­itia­ti­ve der Stadt und der Ver­ei­ne wir­ken wür­de, so wird argumentiert.

Nie­mand strei­tet ab, dass die  Leip­zi­ger Kas­tra­ti­ons­in­itia­ti­ve ein gu­ter Bei­trag zum Kat­zen­schutz ist. Al­ler­dings be­legt die Stu­die le­dig­lich, dass es in Leip­zig wei­ter­hin  Kat­zen­po­pu­la­tio­nen gibt, de­ren Hälf­te un­ter Krank­hei­ten und Pa­ra­si­ten leidet.

Was in der Stu­die steht
Seit 1991 wur­den durch das von der Stadt Leip­zig in­iti­ier­te Kas­tra­ti­ons­pro­gramm über 10.000 Kat­zen kas­triert und wie­der an der Fang­stel­le aus­ge­setzt. Zu­sätz­lich wur­den mehr als 3.400 frei­le­ben­de Kat­zen eu­tha­na­siert. Das er­gibt im Schnitt pro Jahr 333 Kas­tra­tio­nen und 113 Euthanasien.

Im Stu­di­en­zeit­raum von 2017 bis 2020 wur­den im Schnitt jähr­lich 200 Kat­zen kas­triert und 40 eu­tha­na­siert. Die Un­ter­su­chung er­gab zu­dem, dass die Hälf­te der un­ter­such­ten Tie­re an Zahn­pro­ble­men, an Pro­ble­men in der Mund­höh­le und den Oh­ren lit­ten, 60 % hat­ten Pa­ra­si­ten und Würmer. 

Vie­le Tie­re sind krank und ha­ben Parasiten

Ein Er­folg?
Trotz die­ser Fest­stel­lun­gen wird das Er­geb­nis als Er­folg der Kat­zen­kas­tra­ti­on dar­ge­stellt. In den Au­gen der Auf­trag­ge­ber be­legt die Stu­die, dass die Maß­nah­me er­folg­reich war und so­mit der Er­lass ei­ner Katzen­schutz­ver­ord­nung nicht not­wen­dig sei.

Wir stel­len die­ses Er­geb­nis in Fra­ge und be­grün­den das:

  • Die An­zahl der Kas­tra­tio­nen sagt nichts über das Kat­zen­pro­blem aus.
  • Ver­schwin­den­de Rück­zugs­or­te be­ein­flus­sen das Streunerverhalten.
  • Über 50 % der un­ter­such­ten Tie­ren lit­ten an Ent­zün­dun­gen und Parasiten.
  • Nur 23.000 der Leip­zi­ger Haus­kat­zen sind ge­mel­det, da­von über 7.000 als nicht kastriert.

!

Tat­säch­lich ist die Stu­die der Nach­weis da­für, dass die Kas­tra­ti­ons-Maß­nah­me al­lei­ne nicht aus­reicht. Es müs­sen zu­sätz­lich die Kat­zen­hal­te­rIn­nen in die Pflicht ge­nom­men wer­den, was mit ei­ner Katzen­schutz­ver­ord­nung nach § 13b TierSchG mög­lich wäre. Zah­len zum Kas­tra­ti­ons­sta­tus der Kat­zen mit Be­sit­ze­rIn­nen, die die Stu­die von Leip­zi­ger Kat­zen­hal­te­rIn­nen hier­zu er­ho­ben hat, sind laut Stu­die nicht re­prä­sen­ta­tiv. Die Mel­de­da­ten der Haus­tier­re­gis­ter ver­gli­chen mit sta­tis­ti­schen Be­rech­nun­gen be­wei­sen, dass Selbst­ver­pflich­tung nicht ausreicht.

Zah­len zum Kas­tra­ti­ons­sta­tus sind nicht repräsentativ

Hin­wei­se dar­auf, dass die Zahl der Kat­zen sinkt, weil sie auf­grund vie­ler Bau­maß­nah­men kei­ne si­che­ren Rück­zugs­or­te mehr fin­den und in die ru­hi­ge­ren Au­ßen­be­zir­ke der Stadt ab­wan­dern, sind durch­aus plausibel. 

We­ni­ger Streu­ner­mel­dun­gen be­deu­ten we­ni­ger ge­fan­ge­ne Katzen

Um die An­zahl der im Stu­di­en­zeit­raum kas­trier­ten Kat­zen ein­schät­zen zu kön­nen, ist es wich­tig zu er­fah­ren, wie die Stadt oder die an der Stu­die teil­neh­men­den Tier­schutz­ver­ei­ne auf die je­wei­li­gen frei­le­ben­den Kat­zen auf­merk­sam wur­den. Dar­über, wie auch der An­zahl der Fän­ge­rIn­nen in den Jah­ren lie­fert die Stu­die kei­ne Information.

Die Kom­mu­ni­ka­ti­on der Be­hör­den ist na­tür­lich auch aus­schlag­ge­bend, ob Streu­ner ge­mel­det wer­den. Mit we­ni­ger Fän­ge­rIn­nen oder auch Mel­dun­gen er­ge­ben sich we­ni­ger ge­fan­ge­ne Katzen.

Unsere Schlußfolgerung

Die Stu­die ist ein gu­ter Be­leg da­für, daß Kas­tra­ti­ons­in­itia­ti­ven al­lei­ne nicht aus­rei­chend sind, um das Leid  der frei­le­ben­den Kat­zen zu ver­hü­ten oder zu verringern.

In Be­zug auf eine Katzen­schutz­ver­ord­nung ist die Stu­die da­her ein wei­te­rer bei­spiel­haf­ter ge­führ­ter Be­leg für die Recht­mä­ßig­keit ih­res Erlasses.

2. Abschnitt: Elementare Aussagen der Studie — kritisch überprüft

30 Jahre Kastrationen helfen – mehr nicht

Wäh­rend 30 Jah­ren wur­den durch das von der Stadt in­iti­ier­te Kas­tra­ti­ons­pro­gramm über 10.000 Kat­zen kas­triert und wie­der an der Fang­stel­le aus­ge­setzt, mehr als 3.400 frei­le­ben­de Kat­zen eu­tha­na­siert. Die­ses Pro­gramm lin­dert Kat­zen­leid, das ist unstrittig.

Al­ler­dings ha­ben wir im ers­ten Ab­schnitt fest­ge­stellt, dass es im­mer noch vie­le Pro­ble­me und zu viel Kat­zen­leid gibt.

Die­se Fest­stel­lun­gen sind be­reits mehr als aus­rei­chend, um die Stu­die nicht als Grund­la­ge für eine Ab­leh­nung der Katzen­schutz­ver­ord­nung zu nutzen.

Um trotz­dem vor­han­de­ne Zwei­fel aus­zu­räu­men, be­schäf­ti­gen wir uns im zwei­ten Ab­schnitt mit ei­ni­gen ele­men­ta­ren Aus­sa­gen der Stu­die. Wir wer­den dar­le­gen, dass die Schluss­fol­ge­run­gen nicht halt­bar sind.

a) Weniger Kastrationen — was folgt daraus?

Das meint die Studie

„Die sin­ken­de Zahl der Kas­tra­tio­nen bei frei­le­ben­den Kat­zen zei­gen die po­si­ti­ve Wir­kung des Kas­tra­ti­ons­pro­gram­mes der Stadt Leip­zig auf die Ent­wick­lung der Grö­ße der Po­pu­la­ti­on frei­le­ben­der Katzen.“

sie­he: Stu­die, Sei­te 63, Schlussfolgerung

Das mei­nen wir

Die Stu­die be­legt nicht, dass die An­zahl der frei­le­ben­den Kat­zen in Leip­zig zu­rück­ge­gan­gen ist. Sie be­legt le­dig­lich, dass im Lau­fe der Jah­re im­mer we­ni­ger Kat­zen ge­fan­gen wurden.

Aspekte sinkender Kastrationszahlen

War­um sin­ken die Kastrationszahlen?
Trotz die­ser lang­jäh­ri­gen Kas­tra­ti­ons­in­itia­ti­ve wur­den im Zeit­raum der Un­ter­su­chung jähr­lich im Schnitt im­mer noch über 200 Kat­zen durch die Stadt und zwei teil­neh­men­den Ver­ei­ne kas­triert und 40 eu­tha­na­siert. Zwar sank die An­zahl der Kas­tra­tio­nen, aber ist die Kas­tra­ti­ons-In­itia­ti­ve der ein­zi­ge Grund?

Eine an­de­re Sicht
Ein Vor­stands­mit­glied ei­ner Leip­zi­ger Streu­ner­hil­fe, des­sen Zah­len nicht in der Stu­die be­rück­sich­tigt wur­den, schrieb 2022 zu Leip­zig: „Die Stadt selbst kas­triert nur noch ca. 115 Kat­zen pro Jahr, Ten­denz fal­lend. Nicht, weil kei­ne Kat­zen da wä­ren, son­dern weil sie schlicht und ein­fach nicht ge­nug fangen.“

Sin­ken­de Kas­tra­ti­ons­zah­len sind kein Grund, die Kat­zen­schutz-In­itia­ti­ve her­un­ter zu fahren.

1. Die Tiere wandern ab.

We­ni­ger Rück­zugs­an­ge­bo­te lässt Kat­zen – ins­be­son­de­re weib­li­che Tie­re mit Nach­wuchs – in si­che­re­re Orte ab­wan­dern. In der Stu­die wird the­ma­ti­siert, dass Kat­zen­po­pu­la­tio­nen im Lau­fe der Zeit stär­ker in den Rand­ge­bie­ten ver­zeich­net wur­den. Ver­än­der­te Stadt­gren­zen kön­nen da­für eine Ur­sa­che sein. Es ist aber auch an­zu­neh­men, dass dort eher noch länd­li­che­re Struk­tu­ren mit mehr Raum für Kat­zen zu fin­den sind.

Zur An­zahl der frei­le­ben­den Kat­zen in Leip­zig er­rech­nen wir sta­tis­tisch ohne Be­rück­sich­ti­gung der Kas­tra­ti­ons­in­itia­ti­ve über 14.000 frei­le­ben­de Katzen.

2. Es werden weniger freilebende Tiere gemeldet.

Der Leip­zi­ger Fund­tier-Dienst­leis­ter in­for­miert auf sei­nen Web­sei­ten in den FAQs fälsch­li­cher­wei­se dar­über, dass Streu­ner grund­sätz­lich kei­ne Fund­tie­re sei­en. Dort wird eben­falls nicht auf die Kon­takt­da­ten des Ve­te­ri­när­amts für frei­le­ben­den Kat­zen ver­wie­sen. Wie fin­den Bür­ger­In­nen, die Un­ter­stüt­zung su­chen, Hilfe?

3. Tiere lassen sich seltener fangen

Frei­le­ben­de Kat­zen las­sen sich nicht ger­ne fan­gen und 30 Jah­re Kas­tra­ti­ons­ak­ti­on hin­ter­las­sen si­cher­lich Spu­ren im Ver­hal­ten der Tie­re: Sie las­sen sich sel­te­ner fangen.

4. Es wird aus anderen Gründen weniger gefangen und kastriert.

Die vie­len Aspek­te, die bei der Be­trach­tung von Kas­tra­ti­ons­da­ten be­rück­sich­tigt wer­den soll­ten, ha­ben wir hier zu­sam­men­ge­fasst: https://politik-fuer-die-katz.de/die-spitze-des-eisbergs/

b) Gesundheitszustand der Katzen: tatsächlich „unkritisch“?

Das meint die Studie

„Die im Rah­men der Stu­die un­ter­such­ten und er­fass­ten frei­le­ben­den Kat­zen wei­sen nicht auf ei­nen ‚kri­ti­schen‘ Ge­sund­heits­zu­stand in der Po­pu­la­ti­on hin.“

sie­he: Stu­die, Sei­te 63, Schlussfolgerung

Das mei­nen wir

Die Stu­die be­legt nicht, dass der Ge­sund­heits­zu­stand der frei­le­ben­den Kat­zen in Leip­zig gut ist. Das Ge­gen­teil ist der Fall: In der Stu­die wur­de fest­ge­hal­ten, dass mehr als die Hälf­te der un­ter­such­ten Tie­re leiden.

Details zum Tierleid

Geht es den frei­le­ben­den Kat­zen in Leip­zig tat­säch­lich gut?

In der Stu­die wird der Ge­sund­heits­zu­stand der un­ter­such­ten Tie­re als „un­kri­tisch“ be­zeich­net.  Die­ser Be­griff ist schwam­mig und nicht an­ge­mes­sen. Die Wis­sen­schaft, der Ge­setz­ge­ber und die Recht­spre­chung dif­fe­ren­ziert bei der Mög­lich­keit der Schmerz- und Leid­emp­fin­dung nicht zwi­schen Mensch und Tier.

Eine an­de­re Sicht

Dr. Ka­tha­ri­na Mühl­bau­er, Tier­ärz­tin, sagt zur Stu­die: „Kli­ni­sche Ver­än­de­run­gen bei je­der 2. Kat­ze, da­von am meis­ten Zäh­ne, was schlim­me Schmer­zen ver­ur­sacht, 50 % Pa­ra­si­ten, ein Drit­tel Gi­ar­dien. Ver­ste­he nicht, war­um das so be­schö­nigt wird.“

Die Stu­di­en­ergeb­nis­se be­le­gen, dass über die Hälf­te der un­ter­such­ten Tie­re leiden.
1. Die Fakten
  • Es wur­den jähr­lich un­ge­fähr 40 — mehr als 24 % der auf­ge­grif­fe­nen Tie­re — euthanasiert.
  • Kli­ni­sche Ver­än­de­run­gen an den Zäh­nen, in der Mund­höh­le und an den Oh­ren wur­den bei je­der 2. Kat­ze festgestellt.
  • 60 % hat­ten Pa­ra­si­ten (Flö­he, Ohr­mil­ben, Haarlinge).
  • 49,6 % der Tie­re zeig­te ei­nen Be­fall mit Endoparasiten,
  • 34,2 % hat­ten Giardien.
2. Das ist konkretes Leid

Wenn über 24 % der Tie­re eu­tha­na­siert wer­den muss­ten, weil kei­ne The­ra­pie mög­lich ist, die­sem Tie­re Hei­lung zu ver­schaf­fen, ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die­se Tie­re Schmerz und Leid vom Be­ginn der Er­kran­kung oder Ver­let­zung bis zur Eu­tha­na­sie er­lit­ten haben.

Vie­le der un­ter­such­ten Tie­re ha­ben Pro­ble­me an den Zäh­nen — was eben­falls äu­ßerst schmerz­haft sein kann — und zu Reiz-Ver­mei­dungs­stra­te­gien der Tie­re füh­ren kann. Ein Reiz wäre bei­spiels­wei­se durch das Fres­sen gegeben.

3. Die richtige Schlussfolgerung

Wenn bei die Hälf­te der un­ter­such­ten Tie­re Leid ver­ur­sa­chen­de Be­fun­de fest­ge­stellt wur­den und fast ein Vier­tel eu­tha­na­siert wer­den muss­te, ist der Nach­weis er­folgt, dass vie­le Tie­re trotz jah­re­lan­ger Kas­tra­ti­ons­ak­ti­on wei­ter­hin lei­den und dies als Maß­nah­me al­lei­ne nicht ausreicht.

c) Die Erkenntnisse aus der Studie

(1) Erkenntnis der Studie:
Vorraussetzung für Katzenschutzverordnung nicht gegeben

Das meint die Studie

„Die Vor­aus­set­zun­gen zum Er­lass ei­ner Ver­ord­nung nach § 13b Tier­schutz­ge­setz (hohe Po­pu­la­ti­ons­dich­te; schlech­ter Ge­sund­heits­zu­stand mit er­heb­li­chen Schmer­zen, Lei­den, Schä­den) bzw. ei­ner Ver­ord­nung nach Po­li­zei- und Ord­nungs­recht er­schei­nen auf Grund der Er­geb­nis­se nicht zwei­fels­frei gegeben.“

sie­he: Stu­die, Sei­te 63, Schlussfolgerung

Das meinen wir

Die Stu­die be­legt, dass trotz lang­jäh­ri­ger Kas­tra­ti­ons­in­itia­ti­ve es wei­ter­hin un­kon­trol­lier­te Kat­zen­po­pu­la­tio­nen in Leip­zig gibt. Zu den Zah­len der Stu­die soll­ten zu­dem auch die vie­len Kas­tra­tio­nen der nicht be­rück­sich­tig­ten Ver­ei­ne be­trach­tet werden.

Aber auch ohne die­se: Mehr als die­sen Nach­weis braucht es nicht als Recht­fer­ti­gung  für den Er­lass ei­ner Katzenschutzverordnung.

Nachweis von Katzenpopulationen

Katzenzählen nicht notwendig

Auch wenn die Kas­tra­ti­ons­zah­len schein­bar auf we­ni­ger frei­le­ben­de Kat­zen hin­deu­ten, lie­fern die­se Zah­len doch den für den Er­lass ei­ner Katzen­schutz­ver­ord­nung er­for­der­li­chen Nach­weis, dass es – ge­ra­de mit Hin­blick auf die Län­ge der Kas­tra­ti­ons­in­itia­ti­ve – frei­le­ben­de Kat­zen­po­pu­la­tio­nen gibt.

Eine andere Sicht

Der lo­ka­le Tier­schutz schätzt auf 5.000 bis 10.000 frei­le­ben­den Kat­zen in Leip­zig. Laut Dr. Vol­ker Jäh­nig, Tier­arzt in Leip­zig, eine be­gründ­ba­re Schätzung.

Was be­ein­flusst die Streu­ner-Mel­dun­gen und Kastrationszahlen?

1. Wie war es zum Zeitpunkt der Studie? Wie vorher?
  • Rief die Stadt ihre Bür­ger auf, Streu­ner zu melden?
  • Wie konn­ten Streu­ner-Mel­dun­gen erfolgen?
  • Wie vie­le ak­ti­ve eh­ren­amt­li­che Fän­ger wa­ren aktiv?
  • Wie ak­tiv war der städ­ti­sche Veterinär-Ingenieur?
Es geht auch um die Verhütung von Leid

Die Re­ge­lung nach § 13b TierSchG soll er­heb­li­cher Schmer­zen, Lei­den oder Schä­den ver­hü­ten und es kann in Kraft ge­setzt wer­den, wenn es ein Streu­ner­pro­blem gibt. Es spielt auch die An­zahl der Tie­re kei­ne Rol­le, son­dern es müs­sen le­dig­lich Kat­zen­po­pu­la­tio­nen nach­ge­wie­sen werden.

(2) Erkenntnis der Studie:
Kastration der Freigängerkatzen wichtig für Erfolg

Das meint die Studie

„Die Kas­tra­ti­on von Frei­gän­ger­kat­zen zur Ver­hin­de­rung der un­kon­trol­lier­ten Fort­pflan­zung bleibt eben­so wie die strik­te Wei­ter­füh­rung des Kas­tra­ti­ons­pro­gram­mes auch bei sin­ken­den Kas­tra­ti­ons­zah­len Vor­aus­set­zung für eine sta­bi­le Po­pu­la­ti­on auf nied­ri­gem Ni­veau mit ei­nem gu­ten Gesundheitszustand.“

sie­he: Stu­die, Sei­te 63, Schlussfolgerung

Das meinen wir

Zu vie­le Hal­te­rIn­nen las­sen ihre Kat­zen un­kas­triert in den Frei­gang. Eine Selbst­ver­pflich­tung zur Kas­tra­ti­on der ei­ge­nen Haus­tie­re hat kei­nen aus­rei­chen­den Ein­fluss in Be­zug auf die Kas­tra­ti­on und Mel­dung von Haus­kat­zen. Die für Leip­zig re­cher­chier­ten Zah­len be­stä­ti­gen das.

Selbstverpflichtung reicht nicht!

Sach­sen sind mel­de­fauls­ten Katzenhalter

Ohne Zwei­fel ist die Kas­tra­ti­on von Frei­gän­ger­kat­zen wich­tig für die Kon­trol­le frei­le­ben­der Kat­zen­po­pu­la­tio­nen. Nur reicht es nicht, auf Frei­wil­lig­keit zu set­zen. 2022 wa­ren bun­des­weit le­dig­lich ein Vier­tel der Kat­zen, 4,5 Mil­lio­nen, über­haupt re­gis­triert,  fast eine Mil­li­on da­von als un­kas­triert. Die Sach­sen ge­hö­ren bun­des­weit zu den mel­de­fauls­ten Kat­zen­hal­tern und hat­ten le­dig­lich 12% ih­rer Kat­zen ge­mel­det. Die für die Stu­die dazu ge­sam­mel­ten Da­ten sind laut ei­ge­ner Aus­sa­ge nicht repräsentativ.

Eine an­de­re Sicht

Die Mel­de­da­ten für Leip­zig vom Sep­tem­ber 2023 zeu­gen nicht ge­ra­de von ei­ner be­son­de­ren Mel­de­freu­dig­keit der Leip­zi­ger KatzenhalterInnen.

Ins­ge­samt wa­ren  7.160 un­kastrier­te und 16.160 kas­trier­te Kat­zen bei Tas­so und Fin­de­fix ge­mel­det.  Die Sta­tis­tik geht je­doch von über 150.000 Leip­zi­ger Haus­kat­zen aus.

Mel­dun­gen in Haus­tier­re­gis­tern, Sta­tis­tik und ein Um­fra­ge-Er­geb­nis ge­ben Aus­kunft über die Si­tua­ti­on der Leip­zi­ger Hauskatzen.

Wenige Katzen gemeldet

Bei Kat­zen­hal­te­rIn­nen auf eine er­folg­rei­che Selbst­ver­pflich­tung zur Kas­tra­ti­on ih­rer frei­lau­fen­den Kat­zen set­zen zu kön­nen, er­ge­ben die Da­ten aus Leip­zig nicht:

Mel­de­da­ten aus dem Sep­tem­ber 2023:

  • Tas­so: un­kas­triert: 5.732 | kas­triert: 14.267*
  • Fin­de­fix: un­kas­triert: 1.438 | kas­triert: 1.839*
  • Ge­samt: un­kas­triert: 7.160 | kas­triert: 16.160*

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* Wie vie­le die­ser Kat­zen wur­den vom Tier­schutz ge­mel­det? Wie vie­le Kat­zen wur­den bei bei­den Re­gis­tern gemeldet?

Was sagt die Statistik zur Anzahl der Leipziger Anzahl?

Sta­tis­tik mit der CatTab

  • Ge­samt­zahl Haus­kat­zen: 116.538
  • da­von Frei­gän­ger: 58.269
  • da­von Frei­gän­ger, nicht kas­triert: 17.481
Große Differenz

Es be­steht eine gro­ße Dif­fe­renz zwi­schen der An­zahl der sta­tis­tisch er­rech­ne­ten Leip­zi­ger Haus­kat­zen und der in den Haus­tier­re­gis­tern ge­mel­de­ten. Da­bei gibt es kei­nen Grund zur An­nah­me, dass eine sta­tis­ti­sche Be­trach­tung zur An­zahl der Haus­kat­zen in Leip­zig kei­nen gül­ti­gen Richt­wert liefert.

Umfrage-Ergebnis zur Kastration von Freigängern

Eine Um­fra­ge von INSA er­gab 2017, dass le­dig­lich 70 % der Kat­zen­hal­te­rin­nen der Mei­nung sind, dass nur kas­trier­te Kat­zen in den un­kon­trol­lier­ten Frei­gang dürften.

In länd­li­chen Räu­men sind es nach Ein­schät­zun­gen von Tier­schüt­ze­rIn­nen  weit mehr Kat­zen, die un­kas­triert in den Frei­gang dürfen.

(3) Erkenntnis der Studie:
Zusammenarbeit von Verwaltung und Tierschutz erforderlich

Das meint die Studie

„Eine er­folg­rei­che Po­pu­la­ti­ons­re­gu­la­ti­on er­for­dert eine enge Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen dem Ve­te­ri­när- und Le­bens­mit­tel­auf­sichts­amt, den Tier­schutz­ver­ei­nen der Stadt so­wie den prak­ti­schen Tier­ärz­ten der Stadt Leip­zig. Gleich­zei­tig ist eine Zu­sam­men­ar­beit mit den zu­stän­di­gen Be­hör­den bzw. In­sti­tu­tio­nen der be­nach­bar­ten Kom­mu­nen zwin­gend erforderlich.“

sie­he: Stu­die, Sei­te 63, Schlussfolgerung)

Das meinen wir

Die­se Schluss­fol­ge­rung der Stu­die muss le­dig­lich um „eine Katzen­schutz­ver­ord­nung“ er­gänzt werden:

„Eine er­folg­rei­che Po­pu­la­ti­ons­re­gu­la­ti­on er­for­dert eine Katzen­schutz­ver­ord­nung, eine enge Zu­sam­men­ar­beit zwischen .…“

(4) Erkenntnis der Studie:
Gute Futterstellenbetreuung ist wichtig

Das meint die Studie

„Fut­ter­stel­len und de­ren Be­treu­er be­sit­zen eine gro­ße Be­deu­tung bei der Rea­li­sie­rung po­pu­la­ti­ons­re­gu­la­to­ri­scher Maß­nah­men. Eine Re­gis­trie­rung der Fut­ter­stel­len so­wie eine enge Zu­sam­men­ar­beit und fach­li­che Be­ra­tung mit den Be­treu­ern er­scheint da­bei wichtig.“

sie­he: Stu­die, Sei­te 63, Schlussfolgerung)

Das meinen wir

Es ist die kom­mu­na­le Auf­ga­be, sich tier­schutz­ge­recht um Fund­tie­re zu küm­mern. Um das fest­zu­stel­len be­nö­tigt es kei­ne Stu­die. Das ge­ben das Fund­tier­recht und  ak­tu­el­le Recht­spre­chun­gen her. Zur Auf­ga­be der Städ­te und Ge­mein­den ge­hört des­halb auch eine tier­schutz­ge­rech­te Ver­sor­gung frei­le­ben­der Katzen.

(5) Erkenntnis der Studie:
Monitoring freilebender Katzen sinnvoll

Das meint die Studie

„Die Eta­blie­rung von Mo­ni­to­ring­sys­te­men zur Be­ur­tei­lung des Ge­sund­heits­zu­stan­des und der Ent­wick­lung der Po­pu­la­ti­on frei­le­ben­der Kat­zen er­schei­nen sinn­voll, um die Wir­kung der po­pu­la­ti­ons­re­gu­la­to­ri­schen Maß­nah­men be­ur­tei­len zu kön­nen. Eben­so er­leich­tert die Kenn­zeich­nung der Kat­zen mit ei­nem Mikrochip.“

sie­he: Stu­die, Sei­te 63, Schlussfolgerung)

Das meinen wir

Ein aus­drück­li­ches Mo­ni­to­ring des Ge­sund­heits­zu­stan­des und der Po­pu­la­tio­nen ist grund­sätz­lich nicht not­wen­dig, denn es ist bei den frei­le­ben­den Kat­zen im­mer von Er­kran­kun­gen, Ver­let­zun­gen und Pa­ra­si­ten aus­zu­ge­hen, so­wie vom Wachs­tum der Po­pu­la­ti­on, wenn die Be­din­gun­gen gut sind.

Zusammenarbeit von Tierschutz und Verwaltung auf Aufgenhöhe

Res­sour­cen sinn­voll einsetzen

Res­sour­cen sind ef­fek­ti­ver in den ge­leb­ten Tier­schutz durch Kas­tra­ti­ons­ak­tio­nen und ei­ner ge­leb­ten Katzen­schutz­ver­ord­nung eingebracht.

Sinn­voll ist es zu­dem, im Rah­men der Kas­tra­ti­ons­ak­tio­nen re­gel­mä­ßig um­fäng­li­che Tests auf schwe­re und an­ste­cken­de Krank­hei­ten wie FiV, FiP, Zoo­no­sen etc. zu fi­nan­zie­ren um die­se In­fek­ti­ons­kran­kei­ten zu er­ken­nen und die Ver­brei­tung zu verhindern.

Eine an­de­re Sicht

„Kat­zen in TNR-Ko­lo­nien* kön­nen eine hohe Pa­ra­si­ten­be­las­tung auf­wei­sen, Krank­hei­ten tra­gen, die sich auf an­de­re Kat­zen über­tra­gen, die Ge­sund­heit und das Wohl­erge­hen von Wild- und Haus­tie­ren ge­fähr­den und die Si­cher­heit der Men­schen be­dro­hen.“ (Wil­son et al. 1994; Craw­ford et al. 2019)

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*TNR steht für Trap-Neu­ter-Re­turn, was auf Deutsch Ein­fan­gen-Kas­trie­ren-Zu­rück­brin­gen bedeutet.

Eine Katzen­schutz­ver­ord­nung ist ein In­stru­ment, dass ei­nen ge­sell­schaft­li­chen Wan­del in Be­zug auf mehr Tier­wohl unterstützt.

*Die­se Ana­ly­se be­ziegt sich auf die Stu­die „Un­ter­su­chun­gen zu Grö­ße, Struk­tur und Ge­sund­heits­zu­stand der Po­pu­la­ti­on frei­le­ben­der Kat­zen und de­ren Ein­fluss­fak­to­ren in der Stadt Leip­zig“ aus 2021 von Re­bec­ca Rita Groß­mann aus Hal­le / Saa­le. Die Stu­die wurd von uns „Leip­zi­ger Streu­ner-Stu­die“ ge­nannt und kann über die­sen Link ein­ge­se­hen wer­den: Leip­zi­ger Streuner-Studie

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